Alle Jahre wieder

Fröhliche Weihnacht überall – und schon beginnt der Festtagsstress. Aber nicht mit mir! Diesmal hab` ich Weihnachten wirklich gut vorbereitet. Über das ganze Jahr habe ich Geschenke gebunkert, nur um diesen ewigen Druck und die Jagd nach dem passenden Präsent zu vermeiden.

Last Christmas: Im vorigen Jahr hatten wir verabredet, dass wir uns nichts schenken. Aber dann, am Weihnachtsmorgen, habe ich mitbekommen, dass meine Mutter trotzdem „ein paar Kleinigkeiten“ besorgt hatte. Also musste ich auf den letzten Drücker noch los. Ich erstand für jedes Familienmitglied im fast ausgeplünderten Kaufhaus kurz vor Toresschluss ein individuelles, goldfolienverpacktes Irgendwas.

Oh du Fröhliche! Auf dem Weg zum Auto blieb ich dann mit dem Absatz am Gullydeckel hängen und verknackste mir den Fuß. Fluchend warf ich die Pakete in den Kofferraum. Natürlich steckte unter meinem Scheibenwischer eine Verwarnung, weil ich in der Eile kein Ticket gezogen hatte. Egal, schnell auf die Autobahn, die Eltern warteten mit der Weihnachtsgans.

Nach zwei Stunden im Stau kam ich endlich an. Die Gans verbrannt, die Eltern angesäuert, ich halb verhungert, durchgefroren und einem Nervenzusammenbruch nahe. Stille Nacht! Mir kommen immer noch die Tränen, wenn ich an dieses Weihnachtsdesaster denke. Nein, so etwas will ich nie wieder erleben!

Diesmal also monatelange strategische Vorbereitungen für das Fest der Liebe und der Geschenke. Es war wirklich die perfekte Idee! Jetzt, wenige Tage davor, muss ich nur noch verpacken, zukleben, dekorieren und beschriften. Material habe ich reichlich besorgt. Lasst uns froh und munter sein! Ich inspiziere nun die beiden großen Fächer im Kleiderschrank. Sie sind voll von netten kleinen oder großen Schnäppchen, die sich mir im Lauf des Jahres aufgedrängt hatten, und an die ich mich ehrlich gesagt kaum noch erinnere. Die Namensliste, am ersten Januar an die Schranktür geklebt, wurde nach jedem gelungenen Kauf abgehakt.

Also los: Heute einpacken, morgen entspannen, und Montag früh geht es dann zu den Eltern. Driving home for Christmas! Was muss ich denn nun verpacken? Socken für meinen Vater, der mir gerade gestern stolz erzählt hat, dass er eine ganze Schublade voll ungetragener Strümpfe in allen Farben des Regenbogens besitzt. Die gute französische Seife, die Tante Alma sicher hoch erfreut hätte, wenn sie nicht schon im Februar, kurz nach ihrem neunundneunzigsten Geburtstag von uns gegangen wäre. Das süße blaue Strand-Shirt mit dem Elefanten für meinen acht Monate alten Neffen, der mittlerweile aus Größe 104 herausgewachsen ist. Zigarren für Onkel Willi, der seit der letzten Bronchitis nicht mehr raucht.

Was jetzt? Ich habe keine Geschenke! Es ist Samstag 17 Uhr. Das wird knapp! Die Geschäfte machen gleich zu! Ab in die Stiefel, Jacke an, Rucksack her und los! Macht hoch die Tür, die Tor macht weit. Ich komme!